Cooperativa Ensemble

Neue Musik – Text – Kunst – Performance – Installation

10 Aktive der „Cooperativa Neue Musik e.V.“ beschlossen im Herbst 2014, das erste Bielefelder Ensemble für Neue Musik zu gründen. Auf dem Hintergrund seines damals 25-jährigen Engagements für aktuelle Musik mit weit über 100 Konzerten, monatlichen Jour-fixe-Veranstaltungen, spartenübergreifenden Projekten, Langen Nächten der Neuen Musik, DIAGONALE–Festivals sowie dem Großprojekt „bielefelder schwärme“, mischt sich der Verein seitdem mit diesem einzigartigen Ensemble in das kulturelle Geschehen ein.

Das Ensemble verfügt über eine ungewöhnliche Vielfalt an Potentialen im musikalischen Spektrum seiner Mitglieder. Klassischer Gesang von Sopran und Mezzosopran sowie klassisches Instrumentarium mit Klavier, Klarinette und Cello sind erweitert durch Saxophon, Gitarre, Perkussion und Schlagzeug. Zudem gibt es eine Texterin sowie drei Klangkünstler*innen, die sehr unterschiedlich arbeiten: Kinetische Klangkunst, circuit bending, found sounds und field recordings sind neben dem Analog Synthesizer einige der hier vertretenen Ansätze.

So treffen sich in der Neuen Musik dieses Ensembles klassische Kompetenzen wie Lied und Kammermusik mit denen aus freier Improvisation und Jazz, ebenso wie aus der Elektronik, der akustischen Kunst, der Klanginstallation, der Sprachkunst, der Performance, der musikalischen Inszenierung von Architektur, Stadt und Landschaft, der musikalischen LandArt und der Sozialen Skulptur. All diese Kompetenzen werden in die Arbeit und Projekte des Ensembles eingebracht.

Mehrere Ensemblemitglieder sind zudem als Komponist*innen tätig und können aus diesem vielseitigen Pool schöpfen.

Zugleich bietet das Ensemble die Möglichkeit, in kleineren Besetzungen Programme zu entwickeln, in denen Kompositionen und Konzepte des breiten Spektrums internationaler zeitgenössischer KomponistInnen interpretiert werden.

Nach zwei beruflichen Neuorientierungen zählt das Ensemble zur Zeit 9 Mitglieder, neue Interessenten nehmen bereits an Treffen teil.

Ein erstes Konzert gab das Ensemble am 21.10.2015 mit dem Programm „Ins Offene“. Seitdem wurden verschiedene Programme entwickelt und Werke für das Ensemble geschrieben. Einen Einblick erhalten Sie auf der Seite „Repertoire“.

Eigens für das Ensemble wurde in einer Ko-Komposition von Xu Fengxia und Willem Schulz das Stück „5 Seen“ (2018) für Guzheng, Sanxian, chinesischen Gesang und Ensemble geschrieben, ein Auftragswerk des Landesmusikrates NRW. Am 3.2.2019 führte das Ensemble eine ganztägige Bespielung der Ausstellung „Brisante Träume“ im Marta Herford mit dem Titel „7 Stunden KLANG“ durch.

Ein besonderer Schwerpunkt des Cooperativa Ensembles liegt in der Kunst der freien Improvisation. Sie wird zu allen möglichen Gelegenheiten praktiziert, um auf musikalische Weise die sehr unterschiedlichen Mittel und Backgrounds der Beteiligten immer wieder neu in Berührung und Auseinandersetzung zu bringen. So werden die Probentreffen improvisatorisch eingestimmt, die Mitgliederversammlung künstlerisch umrahmt oder auch ganze Konzertabende damit gestaltet. Erfahrungen hierfür reichen bei den einen zurück in die musikalische Gruppenimprovisation einer Lilli Friedemann, in die Aktionen von Fluxus und Happening oder in den Free Jazz. Zum anderen in die Kultur von Electronic Sessions, DJ-Experimenten und Akustischen Kunstaktionen. Was hier in der spontanen Begegnung entsteht, öffnet manche Tür zu Neuem.

Im Ensemble gibt es große Erfahrungen, Räume durch Musik neu erfahrbar zu machen. Willem Schulz hat mit seinen Stadtmusiken und musikalischen LandArt-Projekten ebenso wie mit dem Projekt „Das Haus als Partitur“ u.v.m. ein weites Spektrum an Inszenierungsmöglichkeiten entwickelt. Angelika Höger, Peter Schwieger und Marcus Beuter haben sowohl zu dritt als auch in Kombination mit Willem Schulz unterschiedlichste Architekturen bespielt. Kunstvereine, Wohnhäuser, ein Kreishaus sind beispielhafte Orte.
Hier geht es nicht einfach darum, an ungewöhnlichen Orten Neue Musik aufzuführen, sondern die Architektur ebenso wie die Geschichte eines Ortes zu recherchieren und dieses in Wandelkonzerten einem Publikum auf besondere Weise erfahrbar zu machen.

Eine weitere Stärke des Ensembles liegt in der experimentellen Entwicklung neuer Formate musikalischer Intervention in das gesellschaftliche Leben unserer Zeit.

Dazu gehören auch „mixed programs“, für die das Ensemble optimale Voraussetzungen besitzt. Konzertprogramme, in denen z.B. Beethoven-Sonaten mit freier Improvisation wechseln oder auseinander hervorgehen, in denen mutierte Electronic-Toys auf Lyrik treffen oder zeitgenössische Lieder in fragmentrecordings auftauchen.
So ist das Ensemble in der Lage, in völlig unterschiedlichen kulturellen und sozialen Kontexten aufzutreten, um dort Naheliegendes und Fremdes einzubringen. Ein Beitrag zu Verständigung und Toleranz.

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Fotos: Martin Liebermann