robert

Vom Dezember 2001 bis Ende Februar 2002 reiste ich quer durch die USA. Eines der Projekte auf dieser Reise war, die Menschen nach ihren Ansichten zu ihrer Zukunft zu befragen, vor allem in Hinsicht auf den 11.9.2001 und dem Interesse, ob sich ihre Hoffnungen, Wünsche oder auch Ängste dadurch geändert haben. Zudem fragte ich danach, wo sie am 11.9.2001 gewesen sind, wie sie die Nachricht von den Anschlägen in New York erfahren hatten. Meine Reise begann in San Francisco und führte mich schließlich nach New York.

Am Aschermittwoch, den 13.2.2002 stehe ich plötzlich in Downtown Manhattan im Finyl Vinyl, um Second Hand Schallplatten zu kaufen. Am Ende meines Einkaufs unterhalte ich mich mit Robert, dem Besitzer. Und nach einiger Zeit bitte ich ihn um ein Interview. Ich stelle nur zwei Fragen: What is tomorrow? und Where have you been on September 11th?

Robert sitzt hinter seinem Schreibtisch und erzählt. Über die Zukunft, die Hoffnung. Er erzählt seinen Werdegang. Und seine ganz persönliche Geschichte vom 11. September 2001.

Ich selbst erfuhr am 11.9.2001 während der Autofahrt aus dem Radio von den Anschlägen. Ich erinnere mich, wie ich es einschaltete und als erstes hörte: das südliche Manhattan wird evakuiert. Die Bilder, die sich in das kollektive Gedächtnis einbrannten, sah ich erst später.

Aufgrund dieser persönlichen Erfahrung, aber auch, um die Weitergabe von Informationen weltweit durch Frequenzen herauszustellen, ihre Brüchigkeit, Vergänglichkeit und zugleich Wichtigkeit, habe ich das Interview mit den Aufnahmen eines Weltempfängers arrangiert.

Als verbindendes Element schließlich wirkt eine Basslinie, die durch eine Livesession einer 90er-Jahre Technosoftware erstellt wurde. Ich verringerte das Tempo auf 20 bpm, um damit auch die Verlangsamung der Zeit am 11.9.2001 und die Wiederholungen der ewig gleichen Bilder von einschlagenden Flugzeugen, die dadurch einen eigenen Zeitrahmen kreierten, herauszuarbeiten.

robert soll nicht die Ereignisse des 11.9. als herausragende Tragödie gegenüber anderen Katastrophen dieser Welt herausstellen. Dass dieser Tag den Lauf der Weltgeschichte bestimmte, ist sicherlich unbestritten. Dadurch erhält er seine Wichtigkeit. Als Beispiel für das Eindringen einer Katastrophe in den Alltag, den Unglauben der Menschen über die große Veränderung, die sie auslöst, den Umgang der Betroffenen mit dem Leiden steht Roberts Erzählung exemplarisch für viele unbekannte Geschichten aus allen Teilen der Welt.